Ist ein solches spezielles Nachschlagewerk notwendig? Genügt zehn Jahre "danach" nicht ein normales Handbuch zu Deutschland? Nein, denn die Lektüre zeigt, daß der Einigungsprozeß noch lange nicht beendet ist, weshalb eine solche Veröffentlichung weiterhin ihre Funktion hat. Um so mehr, als sich - wie im Vorwort ausgeführt - interessanterweise mit jeder Auflage die Konzeption teilweise geändert habe: die erste sei vor allem historische Dokumentation gewesen, die weiteren hätten versucht, umfassend und systematisch den Prozeß der deutschen Vereinigung aufzuarbeiten. "Neue Stichwörter spiegeln den veränderten Blick wider und zeichnen die sich dynamisch verändernde Forschungslandschaft nach": Berichte zur Lage der Nation, DDR-Opposition, dopppelte Staatsgründung, Eliten, Identität, Juden, Kontroversen zur deutschen Frage. Vor allem wird in dieser Auflage aber auch versucht, den zeitgeschichtlichen Aspekt zu integrieren, also einen Blick auf die Zeit vor 1989 zu werfen, um die Phänomene auch in ihrer Genese zu interpretieren, was m.E. gelungen ist. Insgesamt sind es 71 Artikel von durchschnittlich 12 S. in der oben geschilderten Gliederung. Beigaben: Autorenverzeichnis, einem Personen- (6 S.) und Sachregister (19 S.).
Die Struktur des Handbuch zur deutschen Einheit ist hervorragend: Alphabet der Artikel, die im Vorwort einer Systematik zugeordnet sind. Am Anfang der Artikel stehen Verweisungen, es folgen Begriffsdefinitionen und -geschichte belegt mit Zahlenmaterial und am Schluß nach den Anmerkungen findet man ausreichend Literaturhinweise.
Alles in allem eine ausgewogene Veröffentlichung, die in die Informationsbestände wissenschaftlicher und öffentlicher Bibliotheken gehört. Die früheren Auflagen sollten nicht ausgesondert werden. Das Werk ist aber ebenso für die politische Bildung geeignet und sollte daher auch in Lehrbuchsammlungen und Schulbibliotheken aufgenommen werden.
Jürgen Plieninger