Für die Herausgabe der deutschen Übersetzung ist der langjährige
Chefredakteur der deutschen Ausgabe des Osservatore romano
verantwortlich, der "die Bibliographien ... vollständig übernommen,
jedoch an einigen Stellen durch wichtige Neuerscheinungen ergänzt"[1]
(S. VI) sowie den Text "wo es notwendig war, ... gekürzt,[2] und manche
italienische Passage frei übertragen" und dabei "Fachbegriffe in
Latein oder Italienisch belassen" hat (S. V). Wann letzteres gilt und
wann offensichtlich nicht, ist vielfach nicht nachvollziehbar: Scalco
segreto und Sediari pontifici aber Schleppenträger des Papstes; die
mit Sala beginnenden Räume sind in ihrer italienischen Form
aufgeführt, die mit Stanza beginnenden in einer wenig glücklichen
italienisch-deutschen Mischform (z.B. Stanza der Signatur); Akademien
sind zumeist in deutscher Übersetzung aufgeführt (z.B. Akademie der
Immakulata, Päpstliche), daneben findet sich aber Accademia
Ecclesiastica, Päpstliche. Glücklicherweise wird häufig verwiesen
(z.B. von Cappella Sistina auf Sixtinische Kapelle oder von Casa del
Giardiniere auf Gärtnerhaus, Vatikanisches). Auch die Bildung der
deutschen Begriffe ist nicht immer einsichtig bzw. einheitlich: aus
Registro Autoveicoli Vaticani wird Register der Vatikanischen
Kraftfahrzeuge aus Registro Navale Vaticano dagegen
Schiffahrtsregister, Vatikanisches ohne Verweisung.
Wie zumeist in Lexika für einen begrenzten Gegenstand und mit eher
ausführlichen Artikeln ist auch hier die alphabetische Anordnung
besonders unbefriedigend. Im Grunde wäre es viel benutzerfreundlicher
gewesen, die Artikel etwa nach den oben genannten Kategorien (ggf.
feiner) zu ordnen, was auch die nomenklatorischen Probleme entschärft
hätte: man hätte dann z.B. alle Körperschaften beisammen, die jetzt
unter Artikeln wie Bruderschaft, Erzbruderschaft, Komitee, Kommission,
Kongregation, Werk für ... u.a. verstreut sind. Ein Mangel in beiden
Ausgaben besteht auch darin, daß zwar die einzelnen Körperschaften
unter ihren Namen aufgeführt sind, daß aber der Benutzer vergeblich
Auskunft darüber sucht, welche Aufgaben etwa in die Zuständigkeit
eines Komitees, einer Kommission oder einer Kongregation fallen oder
ob die gewählte Bezeichnung evtl. beliebig ist. Zumindest von einem
Sachregister (in der deutschen Ausgabe müßten dazu alle
originalsprachlichen Begriffe als Verweisung enthalten sein) hätte man
sich die Stiftung von Zusammenhängen erwarten können. Die italienische
Ausgabe enthält im Anhang eine alphabetische Liste der Artikel. Sie
kommt dagegen ganz ohne illustrative Beigaben aus, während die
deutsche Ausgabe wenigstens zwei Pläne enthält, einen des
Vatikanstaats (in dem keineswegs alle Objekte eingezeichnet sind,
nicht einmal solche mit eigenem Artikel, wie der
Hubschrauberlandeplatz des Vatikans) und ein Detailplan des
Vatikanpalastes.
Trotz der Mängel ein solides Nachschlagewerk über einen der kleinsten
souveränen Staaten der Welt, das man entweder bei den Länder- bzw.
Stadtlexika oder bei denen zur Kirchengeschichte aufstellen wird.
Klaus Schreiber
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