Alle Gebiete der Naturwissenschaften und Medizin werden
berücksichtigt, wobei sich die Auswahl der Biologen auf Botaniker und
Zoologen und die der Mediziner auf humanbiologisch wirkende
beschränkt. Ohne geographische Begrenzung werden lt. Klappentext ca.
"340 Einzelporträts, ergänzt durch nähere Angaben zu weiteren 730
Personen" verzeichnet. Da sich letztere lediglich als innerhalb von
Artikeln erwähnte Personen mit beigegebenen Lebensdaten herausstellen,
trifft Vorstoß ins Unbekannte mit Biographien zu 340 verstorbenen
Naturwissenschaftlern (von Thales von Milet bis zur 1934 gegründeten
Mathematikergruppe Nicolas Bourbaki) im Vergleich zu anderen
einbändigen kurzbiographischen Lexika eine äußerst schmale Auswahl.[2]
Die von den Bearbeitern gezeichneten Einträge werden im Kopf durch die
üblichen Angaben (Namen, Nationalität, Wissenschaftszweig,
Lebensdaten) eingeleitet und bieten in 1 1/2 bis 9 1/2 spaltigem Text
hauptsächlich Angaben zur beruflichen/wissenschaftlichen Vita und dem
naturwissenschaftlichen Werk in wissenschaftshistorischem Zusammenhang
mit zahlreichen Querverweisungen. Persönliche Hintergrundinformationen
treten dahinter zurück. Hinweise auf i.d.R. selbständig erschienene
Primär- und Sekundärliteratur sowie Personalbibliographien runden die
Einträge ab. Der Artikelumfang und -aufbau entspricht damit durchaus
kurzbiographischen Lexika mit Einträgen mittlerer Länge.
Beigegeben sind wie schon in den früheren Ausgaben eine Zeittafel,
eine synoptische Übersicht über die Lebenszeiten sowie ein
Personenregister, das auch Personen ohne eigenen Artikel und
Erwähnungsstellen verzeichnet. Dies alles soll über die alphabetische
Anlage des Hauptteils hinausreichende Einstiegspunkte bieten. Ein
Schlagwortregister hätte unter diesem Gesichtspunkt nahegelegen, wird
jedoch nicht angeboten.
Der Herausgeber schreibt im Vorwort (S. VI), daß ca. 10 % der Artikel
durch ihn neu bearbeitet worden seien. Nicht nur die Formulierung,
sondern auch Stichproben lassen vermuten, daß die Neuauflage allein
von ihm fertiggestellt wurde und nicht auch andere Bearbeiter
mitgewirkt haben.[3]
Es wurden fast ausschließlich die bestehenden Einträge überarbeitet.
Nur eine Neuaufnahme ist zu vermelden. Daß Lise Meitner erst mit
dieser 3. Aufl. "aufnahmewürdig" wird, ist allerdings mehr als
erstaunlich. Immerhin wurde nun ebenfalls der Artikel zu Otto Hahn
überarbeitet und dadurch manches ausgeglichen. Demgegenüber stehen 31
Personen die man in dieser Neuauflage nicht mehr findet, ohne daß ihre
Streichung an irgendeiner Stelle kommentiert würde. Noch immer wird
aber als Beleg der repräsentativen Auswahl ein Text von 1983 zitiert.
"Aufgrund von Umfangserwägungen" weggefallen ist die umfangreiche
Bibliographie biographischer Informationsmittel und zur Geschichte der
Naturwissenschaften, die in der 2. Aufl noch 70 Seiten eingenommen
hatte. Der Hinweis auf die 2. Aufl. 1990 von Wie finde ich
Informationen zu Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik?[4]
als Ersatz, ist wegen des alten Berichtsstandes und sonstiger Mängel
völlig unzulänglich.
Fazit: Sicherlich ein Band der durch die ausgewogenen Artikel und die
aktuellen weiterführenden Literaturhinweise trotz der schmalen Auswahl
nicht 'nur' für allgemein interessierte Leser von Nutzen ist. Die
Streichungen sind jedoch zu bedauern.
Saskia Hedrich
Zurück an den Bildanfang