Die Menge der zusammengetragenen Daten ist durchaus beeindruckend: Von
klassischen humanbiologischen Werten[2] über leicht skurril anmutende[3]
bis zu hochspezialisierten Sachverhalten[4] spannt sich der Bogen der
Themen. Die Tabellen sind, wenn nicht durch die entsprechende
Überschrift selbsterklärend, kurz definiert, und gegebenenfalls wird
auf weiterführende Tabellen hingewiesen. Diagramme sind nicht
eingefügt und werden auch nicht vermißt. Eine Gruppe Anhang enthält
eine Fülle von nützlichen Daten zu Einheiten und Umrechnungsfaktoren
und sollte auch in den beiden anderen genannten Kompendien nicht
fehlen.
Das Auffinden der Daten ist allerdings nicht unproblematisch, denn das
Register orientiert sich primär an Oberbegriffen, was zwar lt.
Einleitung die Übersichtlichkeit erhöhen soll, aber ein ständiges
Überlegen, unter welchem Oberbegriff das gewünschte Stichwort wohl
subsumiert sein könnte, voraussetzt. Vitamine findet man z.B. unter
den Oberbegriffen Ernährung und Nahrungsmittel, nicht aber als
selbständiges Stichwort. Der Australopithecus hingegen ist sowohl
eigenständiges Stichwort als auch Unterstichwort des Oberbegriffs
Evolution. Es ist logisch nicht nachvollziehbar, nach welchen
Kriterien ein Suchbegriff in den Rang eines Oberbegriffs erhoben wird.
Die meisten Suchbegriffe findet man ohnehin nicht im Register. Wer
sich über Aorta informieren will, findet keinen entsprechenden
Registereintrag, allerdings sind Daten zur Aorta in sieben
verschiedenen Tabellen in der Untergruppe Blut und Blutkreislauf
aufgeführt.[5] Und Erythrozyten und Leukozyten - Unterstichwörter bei
Blut - sind offensichtlich wichtiger als Monozyten oder Granulozyten,
die keines Eintrags für würdig befunden werden. Hier hätte man sich an
dem guten Register von Flindt orientieren können. Der mühsame, aber
letztendlich lohnendere Weg ist das Durchsuchen des
Inhaltsverzeichnisses, denn der Autor hat sich bemüht, den Inhalt der
Tabellen in den Überschriften deutlich zum Ausdruck zu bringen. Auch
das Durchblättern der Seiten anhand der Begriffe in der rechten
Kopfleiste kann zu einem Suchergebnis führen; von dem in der
Einleitung versprochenen schnellen Zugriff kann aber in beiden Fällen
nicht die Rede sein.
Eine ausgesprochene Zumutung ist das Literaturverzeichnis, das sich
naht- und ruhmlos an das von Flindt anschließt. Offensichtlich steht
man mit der Erstellung solcher Verzeichnisse an der Pädagogischen
Hochschule Ludwigsburg, der Wirkungsstätte der Autoren, auf gewaltigem
Kriegsfuß. Gibt es denn dort niemanden, der da mal helfen könnte?
Zunächst sollte man annehmen, daß sich die bei den Tabellen vermerkten
Literaturhinweise auch im Literaturverzeichnis finden. Mitnichten:
Beispielsweise fehlt der internationale Umweltaltas 1993, (angegeben
in Tab. 3.3.26) und auch an das Handbuch der Biologie traut man sich
nicht heran. Kein Wunder, denn mit dem Begründer des Handbuches,
Ludwig von Bertalanffy, hatte auch Flindt seine Probleme. Von
Knußmanns Vergleichender Biologie des Menschen sind in der Tabelle
3.1.13 die Erscheinungsjahre 1980 und 1996 angegeben, das
Literaturverzeichnis verzichtet nicht nur auf die Ausgabe 1980,
sondern auch auf die Auflagenbezeichnung (2. Auflage) der Ausgabe von
1996. Als Ausgleich dafür wird der Schmidt/Thews[6] mit den Ausgaben von
1976 (!) und 1995 zweimal aufgeführt, natürlich ohne
Auflagenbezeichnung. Auflagenbezeichnungen werden ohnehin äußerst
großzügig behandelt und eher nach dem Zufallsprinzip angegeben. Bei
Knußmann und Mörike wird zudem aus der Vergleichenden Biologie des
Menschen die Vergleichende Bilogie. Kräftig gespart wird bei dem Werk
von MacCutcheon: Hier streicht man nicht nur das a im Verfassernamen
und nennt den sonst üblicherweise abgekürzten Vornamen, sondern läßt
auch die Hälfte des Hauptsachtitels weg.[7] Apropos Vornamen: Hermann
ist der Vorname des Autors Voss,[8] nicht etwa Herrlinger, denn das ist
der Nachname des Mitautors. Außerdem ist der Autor des ersten Bandes
der angegebenen Auflage Herwig Hahn von Dorsche.[9] Sehr kreativ zeigt
man sich auch bei den Titelangaben. Bei dem "Immuno. Berater
FSME-Prophylaxe. Heidelberg 1995" handelt es sich um den Endemieatlas
FSME : Immuno-Berater[10] und hinter den "AIDS-Nachrichten. AIDS-Zentrum
des Bundesgesundheitsamtes. Berlin" versteckt sich eine Zeitschrift.[11]
Diese Fehlerliste ließe sich beliebig verlängern.
Fazit: Der Mensch in Zahlen ist eine gute Ergänzung der beiden anderen
Zahlenwerke aus dem biologischen Bereich und für Bibliotheken aller
Sparten durchaus empfehlenswert. Allerdings sollten Register und
Literaturverzeichnis bei einer Neuauflage unbedingt vernünftig
überarbeitet werden.
Joachim Ringleb
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