Die beiden Schwerpunkte des Lexikons liegen lt. Einführung einerseits auf der Gruppe der Wirbeltiere mit Betonung der Säuger und Vögel, andererseits auf der Tierwelt Mitteleuropas mit Einbeziehung von Arten, die in zoologische Gärten regelmäßig vertreten sind - vermutlich in der Mehrzahl ebenfalls Säuger und Vögel - und Tieren, "die durch ihre biologischen Besonderheiten eine Ausnahmestellung einnehmen" (sicher keine abgrenzbare Gruppe, denn jede Tierart hat ihre spezifischen biologischen Besonderheiten), sowie häufig gehaltenen Heimtieren.
Eine reichlich kurze Schilderung der systematischen Grundlagen und deren Geschichte mit zaghaften Aussagen zur Zukunft - "Das Überleben einer Tierart ist untrennbar mit der Bewahrung ihres Lebensraumes verknüpft" (wer hätte das geahnt!) oder "Bei der Frage, wie viel Natur wir bewahren ... wollen, sollten wir uns immer ihre Faszination vor Augen halten" beenden den Einführungsteil.
Die Beschreibung der einzelnen, reich bebilderten Arten im lexikalischen Teil beginnt mit einem Infoblock, der die systematische Einordnung, sowie gegebenenfalls morphologische und zoogeographische Angaben enthält, gefolgt vom eigentlichen Texteintrag, der mit dem Kürzel eines der 26 Fachautoren gezeichnet ist. Verweisungen verknüpfen die Artikel untereinander, wobei der lupenhaft kleine aufrechte Verweisungspfeil leicht zu übersehen ist.
Über die Auswahl darf man sich angesichts der o.g. Kriterien eigentlich nicht wundern, allerdings schon etwas über die Länge und Bedeutung der Einträge: Der Karpfen (als Art) kommt beispielsweise auf einen längeren Eintrag als die artenreichste Klasse im Tierreich, die Insekten, bei der die Zahl der Verweisungen auch noch äußerst dürftig ausfällt.
Die biologischen Sachverhalte sind weitgehend korrekt dargestellt,
allerdings nicht sehr tiefgehend und auch schon mal widersprüchlich:
Die Aussage bei den Schwebfliegen: "Eine weitere nützliche Eigenschaft
der S. ist die Tatsache, dass ihre Larven Blattläuse aussaugen" wird
kurz darauf revidiert: "Nicht alle S.-Arten haben Blattläuse fressende
Arten". Da bleibt schon die Frage offen, was denn die anderen Larven
so alles fressen. Auch die in der Einführung versprochenen
zusätzlichen Details "... zum Natur- und Artenschutz, zu
Bestandsgrößen, zu medizinischen Verwendungen und mythologischen
Deutungen oder auch zur Haltung und Pflege ..." sind eher spärlich
und wenig aussagekräftig. Es gibt keine Hinweise auf gefährdete
Rote-Liste-Arten und die Problematik der Bestandsgefährdung wird durch
allgemeine Phrasen wie "In Mitteleuropa ist das A.(uerhuhn)
stellenweise selten geworden"[1] (in der Bundesrepublik ist diese Art
nicht nur "selten geworden", sondern vom Aussterben bedroht) oder
"Manche Arten haben unter der Ausbreitung der menschlichen
Zivilisation stark gelitten" (darauf wäre man alleine vermutlich nicht
gekommen) wiedergegeben.
Der bis dahin etwas enttäuschte Leser findet allerdings reichlich
Trost beim Betrachten der 1280 brillanten Farbphotos, die wirklich ein
besonderes Merkmal dieses Nachschlagewerkes sind. Die in der
Einführung gelobten "aussagekräftige(n) Bildunterschriften"
allerdings, die "Besonderheiten in Aussehen und Verhalten der
gezeigten Tierarten" zeigen sollen, beschränken sich schon mal auf
Platitüden wie "Afrikanische Elefanten ... haben kaum natürliche
Feinde", "Seezungen gehören ... zu den beliebtesten Speisefischen"
(was der Rez. nachdrücklich bestätigen kann) oder "Der Rogen des
Dorsches wird geräuchert oder frisch verzehrt".[2]
Dem lexikalischen Teil folgt ein nützliches, siebenseitiges Glossar,
eine übersichtliche Gliederung des Tierreichs mit Angaben von
Artenzahlen, zwei Register mit den deutschen bzw. wissenschaftlichen
Tiernamen und das Autorenverzeichnis. Ein Literaturverzeichnis ist
leider nicht vorhanden.
Fazit: Dieses Lexikon ist ein buntes Sammelsurium der Tierwelt, das
dem in der Einführung hoch gesteckten Ziel, dem Leser "... aktuelles
Wissen (zu) präsentiert(en), das in dieser Form einmalig ist" nicht
gerecht werden kann und das seinen Platz höchstens als Nachschlagewerk
in einer Jugendbücherei finden wird. Der an tiefergehenden
Informationen interessierte Leser wird zu anderen Nachschlagewerken
greifen, welche die im Harenberg behandelten Tierklassen besser und
ausführlicher beschreiben.[3]
Joachim Ringleb
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