Werbezettel für 16mm Ozaphan-Sicherheitsfilme für das Heimkino: "Für den Vater historische und politische Filme, Ozaphan-Montasschau. Für den Ältesten Sportfilme, Filme aus Handwerk, Industrie und Technik. Für den jüngeren Sohn lustige Trickfilme, Lehr- und Kulturfilme. Für die große Tochter Filmstar-Serie, Grotesken, pantomimische Kabarettstückchen. Für's Jüngste Märchen- und Tierfilme. Für die Mutter Unterhaltungsfilme und Filme von fremden Städten und Ländern." 1930er/1940er Jahre, Inv.-Nr. 1305

Darbohne Kino, Mini-Projektor für 8mm-Zeichentrickfilme. Ein Werbegeschenk des Kafferösters Darboven. 1950er-Jahre, Inv-Nr. 1470

Projektionsapparat und integriertes Grammophon Uncle Sam's Durotone Movie Projector für Papierfilme und Schellackplatten. USA, 1930er Jahre, Inv.-Nr. 0555

Papierfilmprojektor-Plattenspielerkombination Cine NIC Projektor Modell Sonoro 2 grün, Spanien 1940er-Jahre, Inv.-Nr. 0557

Geschichte des Heimkinos

Der Durchbruch des Heim- und Kinderzimmerkinos in den 1930er Jahren

Der eigentliche Durchbruch des Heimkinos erfolgte in den 1930er-Jahren. Durch die Etablierung des Tonfilms waren Unmengen von Stummfilmen für die öffentliche Vorführung nicht mehr interessant und wurden für das Heimkino zweitverwertet. Dies galt insbesondere für die ohnehin kürzeren Slapstick- und Zeichenfilmproduktionen, die schon seit drei Jahrzehnten zu den beliebtesten und geeignetsten Genres für Kinder zählten.
Das Heimkino wurde durch den Einstieg größerer Elektro- und Optikfirmen auf dem Gerätesektor und eine Professionalisierung und Intensivierung bei Produktion und Vertrieb von Kauffilmen wirtschaftlich und kulturell aufgewertet.

NS-Zeit
In Deutschland geschah dies unter bewusster Lenkung der Nationalsozialisten. Der 1927 gegründete Bund der Filmamateure (BdFa) wird 1933 in die Reichsfilmkammer eingegliedert; die Heimfilmverleihe Heimfilm/Berlin Kinagfa-Verleih, Ozaphan-Heimfilm-Archiv, Kirchlicher Schmalfilmverleih und Degeto-Kulturfilm A.G. werden zu einem zentralen Schmalfilmverleih vernetzt. Im Ufa-Kulturfilmvertrieb werden neben Sport- und Kulturfilmen, gekürzten Spielfilmen, Militär- bzw. Kriegsfilmen und Wochenschauen auch Zeichentrickfilme angeboten. Regimetreue Amateurfilme werden durch einen Amateurfilmpreis besonders gefördert (z.B. 1940: „Pimpfe erleben den Grenzlandwinter").

DDR
Die von den Nazis im „Dritten Reich" betriebene „Offizialisierung" des Heimfilmsektors, die vor allem dessen ideologische Kontrolle und Lenkung bezweckte, fand ab 1955 eine Entsprechung in der DDR durch die DEFA-Heimfilmabteilung, die etwa 450 Filme, darunter Zeichen- und Puppentrickfilme, stark gekürzte Spielfilme der DEFA, Dokumentarfilme, aber auch Werke aus dem staatlichen Filmarchiv der DDR, im 8mm-Stummformat anbot.
Gegenüber dem Quasi-Monopol der DEFA kam anderen Schmalfilmproduzenten, wie Imago (Radebeul), Ascop und Mikrolux (Dresden), Elgo-Film, Dewag, Fehrmann, DLG, oder Mosaik, allenfalls eine Nischenfunktion zu.

Die gegenläufige Entwicklung, in Richtung einer Marginalisierung und Verlagerung des Heimfilms vom Wohn- ins Kinderzimmer, wurde weltweit von zahlreichen Spielzeugproduzenten betrieben, die in nahezu unüberschaubarer Vielfalt billige, auch von Kinderhand leicht zu bedienende Projektoren oder Pseudoprojektoren mit Filmen in jeweils firmenspezifischen Winzig-Formaten auf den Markt warfen. Nach einer durch die Kriegswirtschaft bedingten Zwangspause setzte sich diese Entwicklung in den 1950er und 1960er Jahren ungebrochen fort.

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