In Anbetracht der besonderen Bedeutung der biographischen Informationsmittel sollte eine reiche Sammlung älterer und neuerer, internationaler wie nationaler biographischer Informationsmittel in jeder großen Bibliothek vorhanden sein. Die Anschaffung von Regionalbiographien muß sich am Zustand der Nationalbiographie orientieren. Für die eigene Nation ist aber auch hier Vollständigkeit anzustreben. Die Auswahl wird meist auf eine Lückenergänzung hinauslaufen, die aber dadurch erleichtert wird, daß viele der retrospektiven biographischen Informationsmittel als Reprint, als Mikrofiche-Ausgabe oder als Reprokumulation vorliegen.

Die laufend erscheinenden kurzbiographischen Lexika stellen bei der Erwerbung wegen der erheblichen laufenden Kosten ein besonderes Problem dar. Nur ganz große Bibliotheken werden alle Ausgaben dieser Werke laufend beziehen. Andere Bibliotheken werden nur von den kurzbiographischen Lexika der eigenen Nation und denen einiger wichtiger anderer Nationen jede Ausgabe erwerben; dagegen wird man von den kurzbiographischen Lexika sonstiger Nationen nur in Abständen Auflagen erwerben, was allerdings eine sorgfältige Bestellkontrolle voraussetzt. Da diese Informationsmittel außer ihrer aktuellen Bedeutung durchaus auch für retrospektive Recherchen heranzuziehen sind, nämlich für Personen, die nie Eingang in die retrospektiven Nationalbiographien gefunden haben, lohnt es sich, die durch die sporadische Erwerbung entstanden Lücken nachträglich zu schließen. Das ist mit einem Bruchteil der finanziellen Aufwendungen für das laufende Abonnement möglich, von den laufenden Bearbeitungskosten ganz zu schweigen, da Bibliotheken, die auf Grund ihrer Funktion nur die neueste Ausgabe dieser Art von Informationsmittel benötigen, ältere Ausgaben nur eine zeitlang aufbewahren und dann z.B. im Tausch abgeben, wenn sie sie nicht gerade makulieren.

Für die Auswahl der retrospektiven Fachbiographien gilt das für die retrospektiven allgemeinen biographischen Informationsmittel Gesagte.

Bei den laufenden fachlich begrenzten kurzbiographischen Lexika wird man noch stärker auswählen können als bei den allgemeinen und wird nur die umfassenden berücksichtigen, bzw. die jener Fächer, die die Bibliothek besonders pflegt.

Die folgenden Ausführungen beziehen sich, soweit sie die Aufstellung im Regal betreffen, allein auf gedruckte Informationsmittel. Da man aber auch die Computerdateien in einem systematisch angelegten Katalog der Informationsbestände präsentieren muß, lassen sich die folgenden Hinweise auch auf diese anwenden.

Wegen ihrer Wichtigkeit und ihrem Nutzen auch für bibliographische Ermittlungen empfiehlt sich die Aufstellung im Anschluß an die bibliographischen Informationsmittel, und zwar wie diese in getrennten Gruppen für internationale, nationale und fachliche Verzeichnisse. Dabei sollten sie jedoch, um eine Verzettelung zu vermeiden, innerhalb dieser Gruppen in einem Block aufgestellt werden, also nicht etwa die Nationalbiographie neben die Nationalbibliographie und eine Epochenbiographie zur entsprechenden Epochenbibliographie. Innerhalb der Gruppe der biographischen Informationsmittel bietet sich folgende Aufstellung an:

• Bibliographien von und Indizes zu biographischen Informationsmitteln
• Umfassende retrospektive Biographien
• Epochenbiographien
• Gruppenbiographien
• thematische Biographien
• Institutionenbiographien (soweit es sich nicht um eindeutig fachgebundene Institutionen handelt)
• Regional- und Lokalbiographien

Probleme bei der Aufstellung werden sich in allen großen Bibliotheken ergeben, die zwar die Möglichkeit haben, alle wesentlichen biographischen Informationsmittel zu erwerben, die aber in der Regel in ihren Informationsapparaten nicht genügend Platz haben, diese auch aufzustellen. Während man für die eigene Nation alle noch relevanten biographischen Informationsmittel, also auch die für einzelne Regionen aufstellen wird, muß man sich für die anderer Nationen mit einem System der abgestuften Vollständigkeit behelfen. Dieses wird sich zum einen nach der Bedeutung der Nation richten und zum anderen nach dem Zustand der Nationalbiographie. Bei einer Nation, die über eine gute Nationalbiographie verfügt, wird man auf die Aufstellung von Regionalbiographien weitgehend verzichten können und sich bei den Epochenbiographien auf die neueste Ausgabe des nationalen Who's who beschränken und dieses gegebenenfalls durch Schriftsteller- und Gelehrtenlexika ergänzen. Existiert dagegen keine Nationalbiographie oder steckt diese erst in den Anfängen des Alphabets, wird man auf Epochen- und vor allem Regional- und Lokalbiographien nicht verzichten können. Für die Auswahl unter den letzteren wird man die Bedeutung der einzelnen Provinzen und Städte ebenso in Rechnung stellen wie das Erscheinungsjahr, die Zahl der Eintragungen und die Benutzbarkeit als Informationsmittel. Regionalbiographien sind auch immer für Personen lediglich regionaler und lokaler Bedeutung ("Lokalgrößen") heranzuziehen, da diese entweder gar nicht oder nur sehr knapp in der jeweiligen Nationalbiographie behandelt werden.

Wesentliche Platzersparnis läßt sich erzielen, wenn man auf die Aufstellung der in Reprokumulationen ausgewerteten Originalbände biographischer Informationsmittel verzichtet.

Bei den laufend erscheinenden kurzbiographischen Informationsmitteln wird man fast immer aus Platzmangel darauf verzichten müssen, alle Ausgaben aufzustellen und sich damit begnügen, die neueste Ausgabe anzubieten und allenfalls die Berichtslücke zu einer retrospektiven Nationalbiographie durch die Aufstellung älterer Auflagen in gewissen Abständen zu überbrücken; dabei empfiehlt es sich, solche Ausgaben auszuwählen, die einschneidenden Veränderungen in der Geschichte einer Nation vorausgehen und nachfolgen (für Deutschland also z.B. vor und nach 1914/18, 1933 und 1945), da diese eine besonders starke Fluktuation bei den aufgenommenen oder ausgeschiedenen Personen aufweisen. Selbstverständlich sollten auch jene Ausgaben angeboten werden, die Mehrjahresregister für die vorhergehenden Bände enthalten.

Einiges spricht dafür, in Universalbibliotheken auch die Fach- und Berufsbiographien zusammen mit den allgemeinen biographischen Informationsmitteln aufzustellen, vor allem nämlich die Bequemlichkeit, die in der Tatsache liegt, bei ergebnislosem Suchen in den allgemeinen biographischen Nachschlagewerken zu den fachlichen greifen zu können, ohne an eine andere Stelle des Informationsapparates gehen zu müssen. Trotzdem sollte auch hier die Parallelität zu den Fachbibliographien den Ausschlag für die Aufstellung der fachlichen biographischen Informationsmittel bei ersteren geben.